Posts mit dem Label krank werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label krank werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 7. Mai 2021

481🖤 Heute wird gepiekst, Baby!

 Das muss ich bedingt noch festhalten, bevor ich hier gleich in Ruhe in meinem Home Sweet Home weiter wurschteln kann. Denn heute morgen habe ich tatsächlich mal sturmfrei und keinen Termin. Alle drei Kinder sind in der Schule, haben Unterricht bzw. schreiben Klausuren. Das große Kind Mathe und das mittlere Biologie. 

Heute werde ich endlich gepiekst! 

Alter Schwede, das war so schwer einen Termin für die Covid-19 Impfung zu bekommen, trotz Attest nach §3 Ziffer 2 der Impfverordnung von meinem Hausarzt. Während seit Wochen um mich herum in Köln und Bonn überall auch chronisch Kranke der Prio 2 geimpft wurden, hat man hier in meinem Kreis keine Termine dafür frei gehabt bzw. freigeschaltet. Nicht genügend Impfstoff und immer noch viel zu viele alte Menschen, die noch nicht durchgeimpft sind. Die Mühlen in unserem Landkreis mahlen halt langsam. Mein Hausarzt hat dann vorletzten Montag immerhin die Möglichkeit gegeben, einen Impftermin auf Warteliste setzten zu lassen...aaaaber mit einer Wartezeit bis mindestens Juni! Dann hat sich letzten Freitag auch endlich mal etwas in unserem Kreis getan und das Impfzentrum hat endlich mal ein paar Impftermine für chronisch Kranke rausgehauen. Was hab ich mich gefreut, dass ich einen der heißbegehrten Termine ergattern konnte. Und dieser ist dann heute Abend. 

Geimpft werde ich mit Biontech oder Moderna, der Stoff, der meinem Hausarzt fehlt, weil die bekommen riesen Mengen an AstraZeneca, aber der ist ja bekanntermaßen für unter 60jährige gestoppt worden. Bis gestern Abend. Denn jetzt kann man sich ihn ja freiwillig spritzen lassen, damit man ihn auch wegbekommt. Hätte ich auch genommen, ich gehöre zum Team „Hauptsache geimpft!“. Für mich persönlich. Denn meine Töchter würde ich trotz Freigabe auch nicht mit Astra impfen lassen. Meine Schwester hat ganz zu Anfang, als angefangen wurde, die ersten Menschen aus dem Gesundheitswesen zu impfen, AstraZeneca bekommen und die Arme lag 2 Tage flach. So richtig, mit Schüttelfrost, hohem Fieber, Gliederschmerzen und Kopfweh aus der Hölle. Und nach all dem, was im Nachhinein an Nebenwirkungen für junge Frauen bekannt wurde, nee.

Meine jüngste Tochter fragt immer, ob ich aufgeregt sei. Sie denkt, dass ich Schiß vor dem Pieks haben muss. Schließlich sieht sie in den Nachrichten im Fernsehen auch ständig, wie die Spritze mit ordentlich Schmakkes in den Oberarm geknallt wird. Ich sag dann immer, dass ich natürlich keine Angst habe und eher froh bin, dass dieser Pieks uns alle wieder ein Stück näher an ein normaleres Leben bringen wird. Auch wenn ich nicht glaube, dass das jetzt so schnell gehen wird, wie man es uns aktuell vertickert. Der fade Beigeschmack der Wahlen im September ist da und bleibt! 

Ich bin ja gespannt, wie die heute Abend im Impfzentrum auf mein altes weißes Impfbuch reagieren werden. Denn als ich das gestern aus meinen Unterlagen gekramt habe, musste ich dann doch feststellen, dass ich mit meinen 46 Jahren schon so alt bin, dass ich keins von diesen gelben Heftchen habe, sondern halt dieses alte weiße Aufklappteil, in dem sogar noch Eintragungen für die Pockenimpfung drin sind. Die habe ich als Kind zwar nicht mehr erhalten, aber wohl eins dieser alten übriggebliebenen Impfbücher. :-)

Die letzte eingetragene Impfung dort ist übrigens meine Rötelimpfung. 1986 *hust* Damals wurde die noch durch das Gesundheitsamt in der Schule erledigt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir Mädchen alle vor einem Klassenraum in der Schlange Reih und Glied gestanden haben um dann nacheinander in einem der Klassenräume geimpft zu werden. Das werden meine drei Mädchen dann wohl auch erleben, wenn sie dann wirklich evtl. gegen Corona in den Schulen impfen sollten. Ich halte das für eine gute und schnelle Lösung!

Wie meine Impfung so war und wie ich sie vertragen habe, werde ich natürlich berichten. Das muss ich einfach festhalten, denn irgendwie ist es ja, so Kacke wie die jetzige Situation auch ist, etwas besonderes, ein Teil der Menschen zu sein, die nur durch Ball flachhalten und einen Pieks  mithelfen können, eine Pandemie zu stoppen. 


Samstag, 27. Februar 2021

477🖤 10 Jahre nach der Diagnose

 Meine Darm Spiegelung mit der anschließenden Aussage der Ärztin, dass da in meinem Enddarm ein sehr großer Tumor steckt, der bösartig aussieht, ist am Montag auf den Tag genau 10 Jahre her. Wie gut ich mich auch heute, 10 Jahre später immer noch an diesen Moment hineinversetzen kann, wie ich mich in diesem Augenblick fühlte, was alles durch meinen Kopf schoss, die Tränen, die Angst, die plötzlich begannen aus mir hinaus zu fließen, all das ist auch 10 Jahre später immer noch präsent und kann wahrscheinlich nur von jemandem nachempfunden werden, der sich selbst schon einmal in einer ähnlichen Situation befunden hat. 

Und trotzdem war da auch die Hoffnung, dass die Aussage der Ärztin durch den pathologischen Befund entkräftet wurde und dieser verdammte Tumor doch nur eine besonders schmerzhafte und hässliche Hämorrhoide sein würde, die mir seit Monaten das Leben zur Hölle machte. 

Leider bekam ich schon 2 Tage später den Befund Krebs von der Ärztin telefonisch mitgeteilt. Quasi schon mit einem OP-Termin zur Entfernung in einem Kölner Krankenhaus, das Ding sollte so schnell wie möglich raus. Wieder einen Tag später standen dann die genauen Pathologie Befunde aus - Plattenephitelkarzinom, auch Analkrebs genannt. Also eine völlig andere Krebsart, wie vorher angenommen und somit auch eine komplett andere Behandlungsart wie Darmkrebs. 

Doch davon sollte ich dann erst im März erfahren, nachdem mich meine Ärztin mir eine onkologische Praxis empfohlen hatte, die schonmal so einen Fall behandelt hatte. Denn mein Befund war sehr selten, vor allem bei gerade mal 36jährigen Frauen. Denn vor 10 Jahren hieß es noch, dass das Analkarzinom vor allem bei Männern auftreten würde und auch das äußerst selten. 

Ich bin froh, dass ich auch heute noch hier sitze und euch darüber berichten kann und vielleicht auch anderen Mut damit gebe, dass diese Diagnose nicht das Ende der Welt bedeuten wird und nicht das Ende des Lebens ist. Man kann geheilt werden und auch wenn bei mir vieles während meiner Krebszeit nicht nach Plan verlief und ich Tage hatte, an denen es so aussah, als ob ich den Krebs nicht besiegen würde, bin ich doch noch da. Dankbar dafür, auch wenn ich immer noch mit einem künstlichen Darmausgang leben muss und ich doch einiges an Spätfolgen habe. Die neueste Errungenschaft ist ein sekundäres Lymphödem, welches mir im letzten Jahr viel Kraft geraubt hat, bis es zu einer Diagnose und Behandlung kam. 

10 Jahre sind seit diesen Tagen vergangen und auch wenn diese Zeit nicht mehr mein Leben bestimmt, desto mehr erinnere ich mich an solchen Kalendertagen an die beschissenste Zeit in meinem Leben. Und bin dankbar und glücklich darüber, dass sie vorbei sind, 

Montag, 29. August 2016

450♥ soooo nervös - von Paukenröhrchen und Polypen

Puuuh, so langsam merke ich, wie die Nervösität mich erreicht hat.

Denn morgen früh ist es soweit - das kleinste Lieblingskind bekommt in beide Ohren Paukenröhrchen gelegt und die Polypen, wie sie umgangsprachlich genannt werden und ja eigentlich Rachenmandeln sind, entfernt.

Bis jetzt ist noch nie eins meiner Kinder operiert worden und beim Aufklärungsgespräch mit dem Anästhesisten und dem HNO-Arzt letzte Woche, war meine Gefühlslage echt noch ziemlich easy, schließlich wird die OP ambulant durchgeführt, zigtausende Kinder bekommen so etwas jedes Jahr gemacht und nach 15 Minuten kommt das Lieblingskind auch schon wieder aus dem OP und wird eine weitere Viertelstunde später schon wieder aufwachen.
Also alles recht unspektakulär und vor allem eine Routineoperation für die Ärzte.

Aber eben nicht für mich! Oder für mein 7jähriges Baby!
Am Besten lasse ich mir morgen gleich mit einen Beruhigungssaft verabreichen, damit ich die Zeit vor und während der OP einigermaßen herumbekomme.

Ich hätte ihr die OP ja gerne erspart, vor allem die lästigen Paukenröhrchen.
Aber sie schleppt jetzt schon seit mind. einem Jahr einen beidseitigen Paukenerguß mit sich herum, da gibt es leider keine andere Lösung.
Und ihre Nasenatmung ist so sehr eingeschränkt, dass sie gar nicht durch die Nase atmen kann, nicht riechen kann und ihr Gaumen nicht mitwächst. Jetzt wo die ersten Milchzähne ausgefallen sind, macht sich das an viel zu wenig Platz für die neuen Zähne bemerkbar. Alles ist krumm und schief.

Ich weiß ja, dass die kleine OP ihr gut helfen wird, trotzdem,  ich wünschte mir sehr, sie wäre nicht nötig! 

Montag, 29. Februar 2016

437♥ Ein paar Februartage, die hake ich jetzt einfach mal ab.

Der Wurm ist drin. Da kann ich momentan echt nichts beschönigen.

Nachdem ich jetzt seit Weihnachten immer wieder mal so vor mich hinkränkel, habe ich es dann mal eben für fast eine Woche ins Krankenhaus geschafft.
Von 0 auf 100 bekam ich auf einmal hohes Fieber und ordentlich Schüttelfrost dazu. Ich fühlte mich soo schlapp und als Krönung kamen dann noch fiese Unterleibschmerzen dazu.
Am nächsten Morgen schleppte ich mich zum Hausarzt, um diesen dann keine halbe Stunde mit einer Einweisung für das Krankenhaus zu verlassen. Mit Verdacht auf Blinddarm.

Das hatte mir noch gefehlt.
Ich fuhr nach Hause, organisierte den Mann von der Arbeit weg, damit jemand Zuhause ist, wenn die Kinder aus der Schule kommen, packte meine Krankenhaustasche, setzte mich wieder ins Auto und landete erstmal in der Notaufnahme im Krankenhaus.
Dort veranlasste der Arzt dann einige Untersuchungen, um mir dann mitzuteilen, dass ich zwar keine Blinddarmentzündung hätte, aber meine Blutwerte alles andere als gut seien. Und dann wäre da noch das Fieber. Nach Hause könnten sie mich damit nicht entlassen.


Es folgten weitere Untersuchungen und irgendwann landete ich auf einem Zimmer in der Gynäkologie im 8. Stockwerk mit wunderschönen Ausblick auf das Siebengebirge und verbrachte dort die nächsten Tage mit Antibiose, Schmerzmittel und Kochsalzlösung.
Immerhin hatte ich eine nette Zimmernachbarin abbekommen und die letzten beiden Tage lag ich sogar ganz alleine auf dem Zimmer. Also erträglich, wenn man einen Krankenhausaufenthalt überhaupt so nennen kann.

Jetzt bin ich seit ein paar Tagen wieder Daheim und es gibt einfach nichts Schöneres wie bei meinen Lieben zu sein und im eigenen Bett schlafen zu können.

Mittwoch, 4. Februar 2015

376♥ Weltkrebstag 2015

Seit 2006 findet jährlich am 4. Februar in 86 Ländern der Aktionstag "Weltkrebstag" statt, um die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Auch ich möchte heute mit einem kleinen Post zum Weltkrebstag ein wenig dazu beitragen.
Zum einen, um an die Menschen zu gedenken, die ihren Kampf gegen den Krebs verloren haben und an die Menschen die aktuell gegen die bösartigen Zellen in ihrem Körper kämpfen oder diese besiegt haben. So wie ich.

Ich möchte euch ein wenig aufrütteln, einen Arzt aufzusuchen, wenn ihr merkt, dass irgendetwas gerade gar nicht so gut in eurem Körper läuft. Natürlich möchte ich keine Panik verbreiten, nur weil man mal ein paar Zimperlein hat oder eine ganze Weile sehr müde und abgeschlagen ist, heißt das ja nicht gleich, dass sich ein paar Krebszellen auf irgendein Organ gestürzt haben.
Aber gerade euch junge Mütter möchte ich dazu anhalten, viel mehr auf euren Körper zu hören!

Als ich vor noch nicht einmal 4 Jahren meine Krebsdiagnose erhielt, hatte ich keine 2 Monate vor den ersten schmerzhaften Beschwerden gerade meinen 36. Geburtstag gefeiert. Meine jüngste Tochter war wenige Wochen zuvor 2 Jahre alt geworden, meine mittlere feierte fast auf den Tag genau ihren 5. Geburtstag und wir fieberten den 7. Geburtstag meiner frisch eingeschulten Ältesten entgegen.

Schon Wochen vorher war ich oft wahnsinnig müde und ausgepowert. Tagsüber war ich froh, wenn ich mich mal für ein Stündchen aufs Ohr legen konnte. Nachts aber wurde ich oft wach. Manchmal, weil mir auf einmal richtig heiß wurde und ich mich von jetzt auf gleich fiebrig fühlte, manchmal war ich auch einfach nur unruhig.
Ich tat das als Streß und Belastung ab. Immerhin hatte ich 3 Kinder in einem relativ kurzem Abstand geboren. Das jüngste Lieblingskind verlangte zum Einschlafen noch gerne die Brust, manchmal auch noch nachts und brauchte viel Nähe und Aufmerksamkeit. Die beiden größeren Kinder hatten mittlerweile Hobbies und Verabredungen, da gab es Ballettuntericht, Schwimmkurse und bei der großen kamen die Hausaufgaben dazu. Morgens schmiss ich den Haushalt, nachmittags spielte ich Taxiunternehmerin.
Eigentlich alles machbar, denn jetzt beim letzten Kind war ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig im Erziehungsurlaub und genoß eigentlich mein Hausfrauen- und Mutterdasein. Bei den ersten beiden Kindern ging ich direkt nach 8 Wochen bzw. 4 Monaten wieder arbeiten und hatte diese Doppelbelastung ja auch gewuppt.

Trotz allem hörte die ständige Müdigkeit nicht auf. Im November kamen dann die ersten noch harmlosen Schmerzen. Ab Dezember fing ich an, mich schon morgens vom Nurofen-Saft meiner Kinder zu ernähren. Bis Januar steigerte sich die Menge und ich wurde Stammgast in der Apotheke um mir freiverkäufliche Schmerzmedikament zu kaufen und probierte eine Hämorrhoidensalbe nach der nächsten aus. Denn genau dort saß der Schmerz, der mir manches Mal sogar das Laufen zur Hölle machte. Sitzen ging da schon gar nicht mehr gut. Und bei jedem Stuhlgang explodierte ich und war den Tränen nahe. Und ich verlor unten auf einmal Blut.
Ich musste dringend zum Arzt!
Als ich dann Anfang Januar endlich bei meiner Hausarztpraxis vorstellig wurde, und die Ärztin mir nach der Untersuchung mitteilte, dass ich wohl durch die Geburten an einer kleinen Hämorrhoide leiden würde und ich evtl. Blutungen von den eingenommen Medikamenten im Magen hätte, war ich beruhigt. Der Schmerz aber blieb und wurde von Tag zu Tag stärker.
Man machte eine Magenspiegelung....und fand nichts. Ok, eine Gastritis, aber man erklärte mir, dass das von den Schmerzmitteln kam, die ich mir mittlerweile ohne Ende einwurf, dass ich für den Einkauf sogar schon die Apotheken im Umkreis wechselte, weil mir der hohe Konsum schon peinlich war. Immerhin wussten die Damen schon immer, was ich kaufen wollte.
Vom Arzt gab es einen Magenschoner verschrieben und einen weiteren Termin zum Ultraschall. Man wollte doch noch mal ein wenig weiter gucken, wegen der schlimmen Schmerzen.
Doch auch im Ultraschall wurde nichts weiteres gefunden, mein Blut war in Ordnung, meine Schilddrüse ein wenig vergrößert, also alles in bester Ordnung. Aber der Schmerz blieb und ich raunzte den Arzt dann ein wenig unfreundlich an, dass ich nun endlich mal gerne eine Überweisung zur Darmspiegelung hätte. Die ich dann auch endlich innerhalb von einer Minute erhielt. Denn er konnte nichts weiteres feststellen.

Fast genau vor 4 Jahren hatte ich mein Informationsgespräch in einer Praxis wegen der Darmspiegelung. Man entnahm mir Blut, gab mir einen Termin für in 3 Wochen. Das war der schnellste, den man mir geben konnte. Weil man erkannte, dass es dringend war. Ich hatte mittlerweile 11 Kilo abgenommen, konnte kaum essen und trinken und mein Schmerzmittelkonsum schwankte zwischen 20 und 40 Tabletten am Tag. Ich war am Ende. Aber sowas von!
Und trotzdem wuppte ich zu Hause alles weiterhin so gut wie es ging mit dem Haushalt und den Kindern.
Und ich war dem elektronischen Babysitter so dankbar, dass er es mir ermöglichte auch vormittags auf der Couch vor mich hinzusiechen. Auch wenn es mir heute noch Gewissensbisse bereitet, dass ich das jüngste Lieblingskind so oft davor geparkt habe.

Den Tag vor der Darmspiegelung verbrachte ich im Bett. Nichts ging mehr, diese komische Brühe zum Abführen kam mir nach 20 Minuten wieder hoch, in der Nacht riss ich mir vor Schmerzen Haare vom Kopf. Und hoffte nur darauf, dass die Ärztin, die die Spiegelung durchführen würde auch gleich diese blöde Hämorrhoide entfernen würde. Ob mit Gummibandmethode oder Verödung, es war mir so egal, Hauptsache weg und keine Schmerzen mehr.
Ja, ich war tatsächlich so naiv.

Schon während der Spiegelung, die ich live auf einem TV-Monitor mitverfolgen konnte, bemerkte ich, wie die Ärztin schon direkt zu Anfang ganz komisch wurde. Auch die Arzthelferin drückte mir auf einmal ganz feste die Hand. Naja, die arbeiten halt ganz konzentriert. Schade, denn durch diese Spritze, die ich bekommen hatte, hätte ich am liebsten gequatscht und gequatscht. Überhaupt, ich war so beschwingt, wie high.

Und dann kam er, der Moment, der mich in meinen eigenen Alptraum hinein bugsierte. Gleich nach der Untersuchung stand die Ärztin mit ernstem Gesicht vor mir und fragte, wer mich zur Praxis begleitet hätte. Ich antwortete, dass mein Mann und meine Tochter im Wartezimmer auf mich warteten und eine Helferin holte die beiden aus dem Wartebereich und führte sie zu mir und der Ärztin in das Behandlungszimmer. Und dann kamen ihre Worte: "Ich muss ihnen etwas sagen...ich mache solche Untersuchen ganz oft und ich habe auch schon oft Gewebe gesehen, das nicht gut aussieht." Eine lange Atempause. "Ich kann ihnen leider nur mitteilen, dass es sich bei ihren Beschwerden um einen Tumor handelt. Ob gut- oder bösartig, dass wissen wir erst genau nach dem pathologischen Befund, aber ich kann ihnen direkt sagen, das das Gewebe nicht nach einem gutartigen Befund aussieht. Und der Tumor ist auch schon sehr gewachsen."
Mit 36 Jahren stand ich nun da mit einer Erkrankung, die laut Statistik eigentlich meist alte Männer von mind. 65 Jahren oder HIV-Erkrankte betrifft.
In meinem Tumor fand man übrigens HPV 16 und HPV 18, Hochrisikotypen der humanen Papillomviren, verantwortlich für die Zellveränderungen z.B. bei Gebärmutterhalskrebs. Für mich steht fest, dass ich meine drei Mädels auf jeden Fall gegen HPV impfen lassen werde.

Ich habe viel Zeit bis zur Diagnosestellung verloren. Viel Zeit, weil ich nicht von Anfang an auf meinen Körper gehört habe. Viel Zeit, weil ich erst einmal selbst an mir herumgedoktert habe. Viel Zeit, weil ich nicht schon von Anfang an Druck bei meinem Hausarzt gemacht habe.

Fast 4 Jahre ist der Alptraum nun her. Ich habe mit einer hochdosierten Radio-Chemotherapie diesem im Durchmesser fast 6cm großem Analkarzinom einen kräftigen Arschtritt gegeben und bin noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Keine Metastasen, kein Rezidiv. Ich nutze alle Krebsnachsorgeuntersuchungen und hocke gefühlt in manchem Monat mehr bei Ärzten wie sonst wo.
Und trotz Stoma kann ich mit allem leben, solange ich weiß, dass ich kein Krebs mehr hat. Da ist alles andere wirklich nur noch soo klein. Auch wenn die Angst bleibt. Aber sie wird kleiner.

Macht euch immer bewusst, es sind nicht immer nur die anderen, die Älteren, von denen man mal gehört hat, dass sie so eine Krankheit durchmachen. Manchmal trifft es auch einen selbst oder jemanden aus dem engen Bekanntenkreis.

Achtet deswegen bitte immer auf die Zeichen eures Körpers um im Fall der Fälle keine wertvolle Zeit zu verlieren!  Untersucht regelmäßig selbst eure Brüste auf Veränderungen und nutzt die angebotenen zahlreichen Routine- und Vorsorgeuntersuchungen bei euren Ärzten. Achtet auf geschwollene Lymphknoten, auf plötzlich auftretende blaue Flecken, komisch aussehende Leberflecken, auf all das, was euch merkwürdig vorkommt.
Und scheut euch nicht davor, damit zum Arzt zu gehen. Wie schon oben geschrieben. Solche Dinge sind meistens total harmlos und nicht der Rede wert. Aber manchmal sind sie es auch nicht.

Vielen Dank für´s Lesen.
Passt gut auf euch und eure Lieben auf und bleibt gesund!!!